Gemeinsame Erklärung der Kaktus Grünen Jugend Münster und der Jusos Münster

Sehr geehrte Redakteur*innen und Verantwortliche der „na dann“, 

wir – die Grüne Jugend Münster und die Jusos Münster – schreiben Ihnen, weil wir unsere Daueranzeigen in der „na dann“ mit sofortiger Wirkung kündigen. In den vergangenen Monaten erschien in Ihrem Blatt regelmäßig eine Anzeige, die sich an Menschen richtet, die sich „mit [ihrer] kritischen Haltung zur aktuellen Lage nicht verstanden“ fühlten. Die Anzeige verweist weiter auf die Internetseite grundrechte-ms.de, welche von den Organisator*innen der sogenannten „Montagsspaziergänge“, dem hiesigen Ableger der „Querdenken“-Proteste, betrieben wird.  

Auf diesen Demonstrationen werden Woche für Woche Falschinformationen zur Sicherheit und Wirksamkeit der Corona-Schutzimpfungen verbreitet, es kommt aus ihren Reihen zu Angriffen auf Gegendemonstrierende und Ordnungskräfte und es wird durch Vergleiche mit den im Nationalsozialismus verfolgten Jüdinnen*Juden durch gelbe „Ungeimpft“-Sterne die Shoah relativiert. In der auf der Webseite verlinkten Telegram-Gruppe wurde in der Vergangenheit ebenso wiederholt antisemitisches Gedankengut unwidersprochen geteilt, auch kam es zu Verunglimpfungen von jüdischen Mitbürger*innen. Des Weiteren nehmen seit Aufkommen dieser Anti-Maßnahmen-Proteste Mitglieder rechter bis extrem rechter Gruppierungen, angefangen bei der AfD über die Gruppe „Patriotic Opposition Europe“ bis hin zu organisierten Neonazis wie Kevin Gabbe oder Markus Rahmsdorf, an den Veranstaltungen ebenso unwidersprochen teil. Es ist unsere Überzeugung, dass einer solchen Anzeige, die unkommentiert neben unseren eigenen steht, durch unsere Namen der Anschein eines legitimen politischen Anliegens unter vielen gegeben wird. Dass dies nicht der Fall ist, beweisen die oben genannten Gründe. Deshalb lehnen wir es ab, weiterhin neben dieser Anzeige zu inserieren. 

Darüber hinaus möchten wir dieses Schreiben zum Anlass nehmen, um die Anschuldigungen, die durch einen Ihrer Kolumnisten gegen unsere Bündnispartnerin, die VVN-BdA, erhoben werden, entschieden zu kritisieren. Dass eine von Widerstandskämpfer*innen und Überlebenden des Nazi-Terrors gegründete Organisation in Ihrer Publikation als „Gesinnungsschnüffler“ bezeichnet wird, ist für uns nicht hinnehmbar. Im gleichen, oberflächlich antiautoritären Duktus werden diejenigen (uns eingeschlossen), die jeden Montag gegen die Pandemieverharmloser*innen protestieren, als staatshöriger, bisweilen „aggressiver“ Block beschrieben, der Bürger*innen die Äußerung Ihrer legitimen Meinung verbieten wolle. Verschwiegen wird dabei sowohl die oben beschriebene Instrumentalisierung der Anti-Maßnahmen-Proteste durch die extreme Rechte als auch das breite Bündnis aus politischen und zivilgesellschaftlichen Akteur*innen, das jeden Montag zum Gegenprotest aufruft. Auf den Gegenkundgebungen wird zudem durchaus lautstark das Pandemiemanagement der Regierung kritisiert und auch wir halten uns mit kritischen Beiträgen nicht zurück. Das alles hat in den besagten Kolumnen jedoch keinen Platz. Wenn dann doch einmal ein kritischer Zwischenruf abgedruckt wird (wie in KW 03/22), wird dieser mit einem ebenso langen Kommentar versehen, dass sich der Autor doch bitte „entspannen solle“. Für uns macht das alles nicht den Eindruck, als sei man an einer konstruktiven journalistischen Auseinandersetzung interessiert. 

Die genannten Gründe veranlassen uns dazu, unsere Anzeigenaufträge bis auf Weiteres zu stornieren.

Mit freundlichen Grüßen

Nina Gaedike
für die Jusos Münster

Leon Fromme
für Kaktus – Grüne Jugend Münster